Mittwoch, 17. April 2013



Frage: Jason, wie geht's und wo bist Du zurzeit?
Danke, mir geht es gut. Ich bin im Moment in Sihanoukville in Kambodscha. Ich pendele oft, da ich immer Material für meine Bücher benötige. Mal bin ich in Thailand, dann in Vietnam, manchmal aber auch in Laos, Burma und anderen asiatischen Ländern.
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Frage: Wie lebt es sich dort?
Also hier, ist es ganz angenehm, das Wetter ist meistens sehr heiß, obwohl jetzt der Monsun, das heißt die Regenzeit begonnen hat. Doch viele Dinge funktionieren hier nicht so wie in Europa, zum Beispiel gibt es fast jeden Tag  Stromausfall, manchmal bis zu 16 Stunden pro Tag. Da hat man dann Mühe zu schreiben, denn die Akkus reichen ja nicht so lange, dann muss man improvisieren.
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Frage: Früher hast Du ja lange Zeit in Thailand gelebt, warum jetzt nicht mehr?
Ganz einfach: Es ist dort einfach zu voll und zu teuer geworden. Letztes Jahr kamen über 22 Millionen Touristen nach Thailand, da gibt es kaum noch Ecken ohne Massentourismus. Ja, und die Preise explodieren dort förmlich, Phuket zum Beispiel ist jetzt teurer als Deutschland, und es  ist  kein Ende der Preisspirale abzusehen.
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Frage: Du warst ja mal mit einer Thai verheiratet, ist das noch aktuell?
Nein, ich bin inzwischen getrennt. Wie gesagt, Reisende soll man nicht aufhalten, meine Ex-Frau meinte, woanders ist der  Rasen grüner, da wollte ich mich natürlich nicht dazwischen stellen. Aber hier in Asien ist man als Mann eigentlich nie alleine. Es ist hier niemals schwierig eine Frau kennenzulernen, eher im Gegenteil, man muss oft Absagen erteilen, weil ich einfach viel Zeit  zum schreiben brauche. Aber das ist alles kein Problem, man muss vieles eben zeitmässig  organisieren.
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 Langsam kommt man besser ans Ziel - Verkehrsunfall Sihanoukville 2013 - 4 Tote
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Frage: Wie viele Stunden schreibst Du pro Tag?
Meistens  so 9-10 Stunden, es kommt darauf an, wie viel Strom man hier hat. Manchmal schreibt man nicht nur, sondern die Bücher müssen ja auch lektoriert und formatiert werden, das dauert eben alles.
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Frage: Du schreibst ja unter Pseudonym, schreibst Du auch unter anderen Pseudonymen, und warum?
Ja, ich schreibe auch unter anderen Namen, einfach weil verschiedene Genre nicht gut zusammenpassen.
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Frage: Dein erstes  Buch hast Du ja vor über 20 Jahren herausgebracht, der  Titel hieß ja "Auf und davon", wie viele Titel hast Du schon geschrieben?
Upps, das weiß ich auch nicht ganz genau, es müssten aber so um die 100 verschiedene Bücher sein. Sachbücher, Ratgeber, Reisebücher, Romane nur Vampir-Geschichten fehlen noch, ich wollte nicht jede Mode mitmachen.
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Frage: Wie lebst Du so, einfach oder  komfortabel?
Ich würde es als einfach beschreiben. Ich habe ein Appartement für 50 Dollar monatlich, inklusiv Kabel-TV und Internet. Vor der Tür steht mein Moped, das 18 Jahre alt ist, aber immer noch super läuft. Tagsüber arbeite ich, das heißt ich schreibe am Laptop. Am frühen Abend geht es oft für einen "Sundowner-Drink" zum Strand in eine Bar. Abends treffe ich mich oft mit Freunden in einem kleinen Restaurant. Ich habe einige Freunde, oft Neuseeländer, Engländer oder Amis, komischerweise kein einziger Deutscher, obwohl hier einige Deutsche wohnen. Zu den Touristen hat man selten Kontakte, die sind einfach zu kurz hier. Außerdem wollen die immer "die Puppen tanzen lassen" - im Urlaub lebt man eben anders, als wenn man in Asien lebt.
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Die Feuerwehr kommt in Asien nur bei Vorauszahlung - Sihanoukville/Monkey Republik/April 2013
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Frage: Du lebst ja seit über 24 Jahren nicht mehr in Deutschland, hast Du schon mal Heimweh gehabt?
Nö, eigentlich nie. Ich lese oft die Internetausgaben von deutschen Zeitungen, und bin eigentlich ganz froh, dass ich dort nicht mehr leben muss. Das Leben ist in Deutschland einfach viel zu kompliziert und viel zu teuer. Außerdem könnte ich mich nie an die  Zwangsmaßnahmen in Deutschland gewöhnen, wie zum Beispiel GEZ, Pflicht-Krankenkassen, Meldepflicht. Von den Lebenshaltungskosten ganz zu schweigen. In Bremen kostete mein Appartement knapp 500 Euro im Monat. Davon kann ich hier einen ganzen Monat leben, und zwar ganz gut, inklusiv Restaurantbesuchen. Deutsches Fernsehen gibt es hier auch, die Deutsche Welle, gucke ich aber nur sehr selten, die sind mir zu Europabesoffen. Ehrliche Sendungen, wo die Probleme der Leute besprochen werden, werden nie gesendet. Nur Diskussionssendungen mit den ewig  gleichen Clowns wie schon vor 10 Jahren.
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Frage: Was sind die Vorteile wenn man in Asien lebt?
Da gibt es viele. Nur mal ein paar Beispiele: Wenn ich abends ein paar Bier  trinke, dann kann ich mit meinem Moped nach Hause fahren, das interessiert hier keinen - in Deutschland wäre man seinen Führerschein schon an der  nächsten Ecke los. Wenn ich einen Job möchte, dann kann ich sofort Englisch unterrichten und verdiene so um die 18 $ die Stunde. In Deutschland  gibt es doch nur noch meistens unterbezahlte Jobs. Es gibt hier keine Meldepflicht, keine GEZ, keine Pflichtkrankenkasse, in Fakt, da wo ich jetzt lebe, gibt es noch nicht einmal eine Postzustellung. Ich finde das  absolut herrlich. Die Geschäfte haben 7 Tage die Woche auf. Wenn ich mal bei Rot über die Ampel fahre und habe einen Polizisten übersehen, dann bekommt der einen Dollar und die Fahrt kann weitergehen. In Deutschland muss man sich nach einer Frau die Hacken ablaufen, hier bin ich froh, wenn es mal Tage gibt, wo keine mich besuchen will. Heizen brauche ich hier auch nicht, aber der Ventilator läuft immer, denn es ist immer über 30 Grad, auch abends.
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Frage: Was sind die Nachteile wenn man in Asien lebt?
Oh, da  muss ich nachdenken. Es gibt hier keine U-Bahnen oder öffentliche Busse im Nahverkehr, aber dafür hat ja jeder hier ein Moped. Ach ja, man muss natürlich immer ein Visum haben, das kostet natürlich auch immer etwas. Es gibt keine Straßenreinigung hier. Es gibt hier auch kein Krankenhaus, das nächste ist in Phnom Penh ein paar hundert Kilometer nördlich. Ja, und wer mal die Polizei benötigt, die muss man immer bezahlen, sonst kommen die nicht. Oder wenn mein Haus abbrennt, dann verlangt die Feuerwehr vorher Geld, sonst wird nicht gelöscht, cash Society sozusagen. Ja und keiner hält sich  an Verkehrsregeln, rote Ampeln werden ignoriert, es wird auf  allen Seiten überholt, oder Fahrzeuge kommen einem auf der falschen Seite entgegen. Aber sonst fällt mir nicht sehr viel ein...
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Frage: Was ist Deine größte Sorge?
Das heute wieder mal der Strom ausfällt.
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Sonntagsausflug ins Grüne
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Frage. Jason, interessierst Du Dich für Politik?
Nie, weil sich sowieso nichts ändert. Politiker treffen meistens Entscheidungen gegen das  Volk, egal wer von den Kaspern an der Macht ist. Wer etwas verändern will, der muss sein Leben selbst in die Hand nehmen, und aktiv daran etwas ändern
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Frage: Wieso bist Du vor 24 Jahren ausgewandert?
Ich habe mir damals mein Leben in Deutschland angeschaut und gemerkt, so möchte ich nicht leben: Der Staat ist nur am Abzocken, die Mieten sind viel zu hoch, die Arbeitslöhne sind viel zu niedrig, alles wird überwacht, GEZ, Pflichtkrankenkassen, Meldepflichten, Personalausweise und Vorschriften soweit das Auge reicht. Wettermäßig ist es auch Müll in Deutschland, es ist einfach mindestens 8 Monate im Jahr zu kalt. Selbst bei einem Blick aus meiner damaligen Wohnung bekam ich schon eine Krise: 7 verschiedene Abfalltonnen, das darf doch wohl nicht  wahr  sein! Spaß kommt auch viel zu kurz in Deutschland, wer eine Partnerin sucht, der findet meistens keine, oder keine die seinen Ansprüchen genügen würde.  Auch die Integrationspolitik hatte mir überhaupt nicht gefallen, dass man jeden  in die Sozialsysteme einreisen lässt, das muss echt nicht sein. Ich kam jedenfalls  zu dem Schluss, dass ich dort nicht mehr Leben möchte. Der schönste Moment in Deutschland war, als der Flieger in Frankfurt/Main in Richtung Bangkok abhob. Ja, und ich habe das bis jetzt nicht einen Tag bereut...
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