Danke, mir geht es gut. Ich bin im Moment in Sihanoukville
in Kambodscha. Ich pendele oft, da ich immer Material für meine Bücher
benötige. Mal bin ich in Thailand, dann in Vietnam, manchmal aber auch in Laos,
Burma und anderen asiatischen Ländern.
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Frage: Wie lebt es sich dort?
Also hier, ist es ganz angenehm, das Wetter ist meistens
sehr heiß, obwohl jetzt der Monsun, das heißt die Regenzeit begonnen hat. Doch
viele Dinge funktionieren hier nicht so wie in Europa, zum Beispiel gibt es
fast jeden Tag Stromausfall, manchmal
bis zu 16 Stunden pro Tag. Da hat man dann Mühe zu schreiben, denn die Akkus
reichen ja nicht so lange, dann muss man improvisieren.
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Frage: Früher hast Du ja lange Zeit in Thailand gelebt,
warum jetzt nicht mehr?
Ganz einfach: Es ist dort einfach zu voll und zu teuer
geworden. Letztes Jahr kamen über 22 Millionen Touristen nach Thailand, da gibt
es kaum noch Ecken ohne Massentourismus. Ja, und die Preise explodieren dort
förmlich, Phuket zum Beispiel ist jetzt teurer als Deutschland, und es ist
kein Ende der Preisspirale abzusehen.
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Frage: Du warst ja mal mit einer Thai verheiratet, ist das
noch aktuell?
Nein, ich bin inzwischen getrennt. Wie gesagt, Reisende soll
man nicht aufhalten, meine Ex-Frau meinte, woanders ist der Rasen grüner, da wollte ich mich natürlich
nicht dazwischen stellen. Aber hier in Asien ist man als Mann eigentlich nie
alleine. Es ist hier niemals schwierig eine Frau kennenzulernen, eher im
Gegenteil, man muss oft Absagen erteilen, weil ich einfach viel Zeit zum schreiben brauche. Aber das ist alles
kein Problem, man muss vieles eben zeitmässig
organisieren.
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Langsam kommt man besser ans Ziel - Verkehrsunfall Sihanoukville 2013 - 4 Tote
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Frage: Wie viele Stunden schreibst Du pro Tag?
Meistens so 9-10
Stunden, es kommt darauf an, wie viel Strom man hier hat. Manchmal schreibt man
nicht nur, sondern die Bücher müssen ja auch lektoriert und formatiert werden,
das dauert eben alles.
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Frage: Du schreibst ja unter Pseudonym, schreibst Du auch
unter anderen Pseudonymen, und warum?
Ja, ich schreibe auch unter anderen Namen, einfach weil
verschiedene Genre nicht gut zusammenpassen.
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Frage: Dein erstes
Buch hast Du ja vor über 20 Jahren herausgebracht, der Titel hieß ja "Auf und davon", wie
viele Titel hast Du schon geschrieben?
Upps, das weiß ich auch nicht ganz genau, es müssten aber so
um die 100 verschiedene Bücher sein. Sachbücher, Ratgeber, Reisebücher, Romane
nur Vampir-Geschichten fehlen noch, ich wollte nicht jede Mode mitmachen.
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Frage: Wie lebst Du so, einfach oder komfortabel?
Ich würde es als einfach beschreiben. Ich habe ein
Appartement für 50 Dollar monatlich, inklusiv Kabel-TV und Internet. Vor der
Tür steht mein Moped, das 18 Jahre alt ist, aber immer noch super läuft.
Tagsüber arbeite ich, das heißt ich schreibe am Laptop. Am frühen Abend geht es
oft für einen "Sundowner-Drink" zum Strand in eine Bar. Abends treffe
ich mich oft mit Freunden in einem kleinen Restaurant. Ich habe einige Freunde,
oft Neuseeländer, Engländer oder Amis, komischerweise kein einziger Deutscher,
obwohl hier einige Deutsche wohnen. Zu den Touristen hat man selten Kontakte,
die sind einfach zu kurz hier. Außerdem wollen die immer "die Puppen
tanzen lassen" - im Urlaub lebt man eben anders, als wenn man in Asien
lebt.
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Die Feuerwehr kommt in Asien nur bei Vorauszahlung - Sihanoukville/Monkey Republik/April 2013
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Frage: Du lebst ja seit über 24 Jahren nicht mehr in
Deutschland, hast Du schon mal Heimweh gehabt?
Nö, eigentlich nie. Ich lese oft die Internetausgaben von deutschen
Zeitungen, und bin eigentlich ganz froh, dass ich dort nicht mehr leben muss.
Das Leben ist in Deutschland einfach viel zu kompliziert und viel zu teuer.
Außerdem könnte ich mich nie an die Zwangsmaßnahmen
in Deutschland gewöhnen, wie zum Beispiel GEZ, Pflicht-Krankenkassen,
Meldepflicht. Von den Lebenshaltungskosten ganz zu schweigen. In Bremen kostete
mein Appartement knapp 500 Euro im Monat. Davon kann ich hier einen ganzen
Monat leben, und zwar ganz gut, inklusiv Restaurantbesuchen. Deutsches
Fernsehen gibt es hier auch, die Deutsche Welle, gucke ich aber nur sehr
selten, die sind mir zu Europabesoffen. Ehrliche Sendungen, wo die Probleme der
Leute besprochen werden, werden nie gesendet. Nur Diskussionssendungen mit den
ewig gleichen Clowns wie schon vor 10
Jahren.
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Frage: Was sind die Vorteile wenn man in Asien lebt?
Da gibt es viele. Nur mal ein paar Beispiele: Wenn ich
abends ein paar Bier trinke, dann kann
ich mit meinem Moped nach Hause fahren, das interessiert hier keinen - in
Deutschland wäre man seinen Führerschein schon an der nächsten Ecke los. Wenn ich einen Job möchte,
dann kann ich sofort Englisch unterrichten und verdiene so um die 18 $ die
Stunde. In Deutschland gibt es doch nur
noch meistens unterbezahlte Jobs. Es gibt hier keine Meldepflicht, keine GEZ,
keine Pflichtkrankenkasse, in Fakt, da wo ich jetzt lebe, gibt es noch nicht
einmal eine Postzustellung. Ich finde das
absolut herrlich. Die Geschäfte haben 7 Tage die Woche auf. Wenn ich mal
bei Rot über die Ampel fahre und habe einen Polizisten übersehen, dann bekommt
der einen Dollar und die Fahrt kann weitergehen. In Deutschland muss man sich
nach einer Frau die Hacken ablaufen, hier bin ich froh, wenn es mal Tage gibt,
wo keine mich besuchen will. Heizen brauche ich hier auch nicht, aber der
Ventilator läuft immer, denn es ist immer über 30 Grad, auch abends.
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Frage: Was sind die Nachteile wenn man in Asien lebt?
Oh, da muss ich
nachdenken. Es gibt hier keine U-Bahnen oder öffentliche Busse im Nahverkehr,
aber dafür hat ja jeder hier ein Moped. Ach ja, man muss natürlich immer ein
Visum haben, das kostet natürlich auch immer etwas. Es gibt keine
Straßenreinigung hier. Es gibt hier auch kein Krankenhaus, das nächste ist in
Phnom Penh ein paar hundert Kilometer nördlich. Ja, und wer mal die Polizei
benötigt, die muss man immer bezahlen, sonst kommen die nicht. Oder wenn mein
Haus abbrennt, dann verlangt die Feuerwehr vorher Geld, sonst wird nicht
gelöscht, cash Society sozusagen. Ja und keiner hält sich an Verkehrsregeln, rote Ampeln werden ignoriert,
es wird auf allen Seiten überholt, oder
Fahrzeuge kommen einem auf der falschen Seite entgegen. Aber sonst fällt mir
nicht sehr viel ein...
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Frage: Was ist Deine größte Sorge?
Frage. Jason, interessierst Du Dich für Politik?
Nie, weil sich sowieso nichts ändert. Politiker treffen
meistens Entscheidungen gegen das Volk,
egal wer von den Kaspern an der Macht ist. Wer etwas verändern will, der muss
sein Leben selbst in die Hand nehmen, und aktiv daran etwas ändern
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Frage: Wieso bist Du vor 24 Jahren ausgewandert?
Ich habe mir damals mein Leben in Deutschland angeschaut und
gemerkt, so möchte ich nicht leben: Der Staat ist nur am Abzocken, die Mieten
sind viel zu hoch, die Arbeitslöhne sind
viel zu niedrig, alles wird überwacht, GEZ, Pflichtkrankenkassen, Meldepflichten,
Personalausweise und Vorschriften soweit das Auge reicht. Wettermäßig ist es
auch Müll in Deutschland, es ist einfach mindestens 8 Monate im Jahr zu kalt. Selbst
bei einem Blick aus meiner damaligen Wohnung bekam ich schon eine Krise: 7
verschiedene Abfalltonnen, das darf doch wohl nicht wahr
sein! Spaß kommt auch viel zu kurz in Deutschland, wer eine Partnerin
sucht, der findet meistens keine, oder keine die seinen Ansprüchen genügen
würde. Auch die Integrationspolitik
hatte mir überhaupt nicht gefallen, dass man jeden in die Sozialsysteme einreisen lässt, das
muss echt nicht sein. Ich kam jedenfalls
zu dem Schluss, dass ich dort nicht mehr Leben möchte. Der schönste
Moment in Deutschland war, als der Flieger in Frankfurt/Main in Richtung
Bangkok abhob. Ja, und ich habe das bis jetzt nicht einen Tag bereut...
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